Mittwoch, 11. April 2018

[Buchrezension] - Was wir dachten, was wir taten (Lea-Lina Oppermann)




gelesen von: Birte Schnöink, Sebastian Rudolph, Julian Greis
Einband: Hörbuch
Hördauer:330 min
Altersempfehlung:ab 13
Preis: 14,95 €
Verlag: Hörcompany Verlag

In der Bib zu finden!






Das Cover

Schwarz steht in großen Buchstaben der Titel des Hörbuchs. Von Anfang an wird so der Grundkonflikt in den Mittelpunkt gestellt. Es wird in dem Buch um Widersprüche gehen, vor allem um den Zwiespalt, der entsteht, wenn man das eine denkt und das andere tut (oder nicht tut!). Mehr braucht es nicht, um den Anreiz zu geben, der Sache auf die Spur zu kommen.

Der Klappentext

Eingesperrt im Klassenzimmer spielt sich ein packend komponiertes psychologisches Kammerspiel ab. Das mit dem Hans-im-Glück-Preis ausgezeichnete Debüt der jungen Lea-Lina Oppermann. Matheklausur! Plötzlich dringt eine maskierte Person ins Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben, die erbarmungslos die Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Arroganz, Diebstähle, blinder Opportunismus, Lügen – hinter sorgsam gepflegten Fassaden tun sich persönliche Abgründe auf. Fiona ringt fassungslos mit ihrer Handlungsunfähigkeit, Mark verspürt Genugtuung und Herr Filler schwankt zwischen Aggression und Passivität. Als sie den Angreifer enttarnen, sind die Grenzen der Normalität so weit überschritten, dass es für niemanden mehr ein Zurück gibt. Ein packend komponiertes psychologisches Kammerspiel. Packend gelesen von drei herausragenden Thalia-Theater-Schauspielern: Julian Greis (Der Hummelreiter), Birte Schnöink (Eine Messerspitze voll Magie) und Sebastian Rudolph.

Meine Meinung

Vor knapp 2 Monaten übte das Kollegium der Sekundarschule den Ernstfall. Über Lautsprecher wurde ein Amokfall ausgelöst. In drei verschiedenen Klassenräumen simulierten die Lehrerinnen und Lehrer den Ernstfall: Sofort den Raum verschließen, weg von der Tür, sich hinhocken und die Tische als Schutz nutzen und vor allem Ruhe bewahren bis die Gefahrensituation aufgehoben wird.
Auch in der Übung versuchte der „Amokläufer“ in die Unterrichtsräume einzudringen. Die Klinken wurden gedrückt und genau das vorgespielt, was auch im Hörbuch dem Täter Einlass verschafft – die Ausnutzung der Not einer Geisel, die um Hilfe bittet. Die Ansage der Übungsleiter war klar und deutlich: auf keinen Fall aufmachen, auch wenn vielleicht das Leben der Geisel bedroht ist.

Und nun höre ich zwei Monate später einer Geschichte zu, die eben diese Situation durchspielt. In der Übung erzählten die Eingeschlossenen, dass das Nichteinlassen die größte Stresssituation gewesen ist und ich kann gut verstehen, dass im Hörbuch geschildert wird, wie man zum gegenteiligen Verhalten getrieben wird.
Was dann in den folgenden gut 2 Stunden geschildert wird, folgt dem „10 kleine Negerlein Muster“,  ist nichtsdestrotz spannend und aufregend. Um vielleicht doch noch frei zu kommen, gilt es 10 Wünsche des Geiselnehmers zu erfüllen und dies nicht mit freiwilligen Meldungen, sondern durch gezieltes Aussuchen derjenigen, die tätig werden sollen.

Schnell wird klar, dass der Täter über seine Gefangenen gut Bescheid weiß und irgendwann habe ich mich gefragt, wie ich mich verhalten würde, wenn ich zur Ausführung einer Handlung vor allen anderen gezwungen werde, die offen legt, welche Schattenseiten meines Charakters in mir schlummern. Es ist ein böses Spiel, was Lea-Lina Oppermann schildert, ein Spiel in dem es viele Verlierer und keine wirklichen Gewinner gibt. Gut finde ich die Verknappung auf 148 Minuten - eine Länge, die man z.B. in den Mittagspausen der Schule in zwei Wochen schaffen kann. Nicht ganz so gut ist mein Gefühl, dass das Buch durchaus initiieren will, dass man die Grundüberlegung der erzwungenen Wünsche aufnimmt. Das klingt sehr nach Unterricht zumal das (schulische) Mobbing eine große Rolle spielt.
Auf der anderen Seite kann es gar nicht genug Nachdenken darüber geben, was einen Menschen zu einem Täter macht. Darum: Auf geht´s, zuhören, langweilig wird es bestimmt nicht.

Die Stimmen

Die Geschichte wird aus der Perspektive einer Schülerin, eines Schülers und des Mathematiklehrers der Klasse erzählen. So liegt es nahe auch eine Sprecherin und zwei Sprecher die Rollen übernehmen zu lassen. Das hilft ungemein beim Spannungsaufbau, aber auch um die Emotionen darzustellen (so verliert vor allem der Lehrer im Laufe der Geschichte viel von seiner ursprünglichen Dominanz). Die Vorleserin und die Vorleser sprechen mit der Betonung und Klarheit, die wohl nur geschulte Schauspielerinnen und Schauspieler haben. Das tut dem Ohr gut!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Infos dazu findest du in der Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.